Argentiniens Fußball: Niedergang einer Legende

Die Illusion des Fortschritts

Die Statistiken der argentinischen Primera División dieses Jahres lesen sich wie Kriminalberichte: 2,8 Rote Karten pro Spielwoche (höchster Wert unter den Top-30-Ligen), 0,87 Tore pro Spiel (niedrigster Wert in CONMEBOL) und 78% der Spiele enden 0-0 oder 1-0. Diese Zahlen zeigen eine besorgniserregende Entwicklung.

Historischer Kontext: Von Schlägern zu Ballerinas

Die späten 1980er waren der Tiefpunkt – Argentinien kam mit der foulreichsten Mannschaft der Turniergeschichte zur WM 1990. Doch dann folgte eine bewusste Hinwendung zur Technik, die Spieler wie Ortega, Aimar und Riquelme hervorbrachte. Die Passgenauigkeit stieg von 62% (1995) auf 83% (2010).

Der große Rückschritt

Heute dominieren ruppige Zweikämpfe im Mittelfeld. Nur noch 15% der Angriffe entstehen aus strukturiertem Spielaufbau (42% unter Bielsa). Selbst Nachwuchsmannschaften setzen auf Kraft statt Technik – U20-Spieler sind heute 1,23m größer, aber dribbeln 30% seltener als 2005.

Entscheidungszeit

Die TV-Zahlen der unter 25-Jährigen sind seit 2015 um 47% eingebrochen. Ironischerweise glänzen exportierte Spieler wie Enzo Fernández mit genau den Fähigkeiten, die daheim vernachlässigt werden. Ohne Systemwechsel droht Argentinien zur Warnung vor brutaler statt schöner Spielweise zu werden.