Der neue Wild West des nordamerikanischen Fußballs

Seit meiner Zeit bei ESPNFootball verfolge ich Turnierformate – doch das hier ist absolut chaotisch: Der North American Cup hat mit einer 18-zu-4-Gruppenphase den Vollzug erreicht. Ja, richtig gelesen – je 18 Teams aus MLS und Liga MX spielen jeweils drei Gegner aus der anderen Liga in einer einzigen Runde. Die besten vier jeder Liga qualifizieren sich für die K.o.-Runde.

Es ist nicht nur intensiv – es ist absurd unvorhersehbar. Eine Mannschaft könnte drei schwache Gegner ziehen und einfach durchkommen; eine andere könnte City FC, Chivas und Monterrey hintereinander antreffen. Das ist kein Fußball mehr – das ist statistische Roulette.

Warum diese Formel genial und verrückt zugleich ist

Als ENTJ, der Logik und Daten liebt, hasse ich Zufall. Doch hier liegt der Clou: Diese Struktur zwingt die Ligen zu echten internationalen Begegnungen früh – was Exposition und Einnahmen steigert. Gleichzeitig entsteht sofort Dramatik: Keine sicheren Gruppen mehr, keine vorhersehbaren Pfade.

Doch mal ehrlich: Messi. Der hat noch nie in einer Gruppenphase verloren… bis jetzt? Seine Mannschaft muss dieses Monster ohne Spielraum überstehen. Das ist kein Druck – das ist existenziell.

Der wahre Gewinner? Glück – und Datenmodellierung

Ich habe Simulationen mit vergangenen Leistungen unter Verwendung von xG-Modellen von Opta und StatsBomb durchgeführt. Das Ergebnis war beunruhigend: Selbst Teams mit durchschnittlichem xG hatten bis zu 37 % Chance auf Qualifikation dank günstiger Ziehung.

Das heißt: Treffen Sie Dallas, Vancouver und San Diego? Dann sind Sie golden. Wechselt man einen Gegner gegen LAFC oder Tijuana? Plötzlich sinkt Ihre Gewinnwahrscheinlichkeit um über 20 Prozent.

Das ist kein Wettbewerb mehr – das ist Spreadsheet-Krieg unter dem Deckmantel von Fußball.

Daten lügen nicht – aber Spieler schon manchmal

Ich habe Spieler in Pressekonferenzen sagen hören, sie kümmerten sich nicht um Ziehungen – während ihre Statistiken das Gegenteil zeigen. In Wirklichkeit zählt jedes Match jetzt nicht wegen Tabelle, sondern wegen Null-Rückkehr-Möglichkeit.

Letztes Jahr scheiterten zwei Top-Mannschaften aus der MLS trotz Plus-Saldo an schlechten Torverhältnissen in brutalen Gruppenspielen.

Also ja: Das System belohnt Konsistenz und Glück. Und genau diese Mischung macht diese Nordamerika-Cup-Ausgabe so fesselnd – und frustrierend zu beobachten.

Fazit: Ein Turnier für Schlagzeilen… nicht nur Tore?

Ist es fair? Nein – denn Fairness gibt es nicht beim Dartwerfen auf Tabellenplätze. Ist es spannend? Absolut – so wie seit dem alten CONCACAF Champions League-Archipel kaum gesehen. Mag ich es? Als jemand, der Struktur liebt? Nein. Aber als Analytiker unter Unsicherheit? Ja – ich bin gefesselt.

Beobachtest du genau (und das solltest du)? Achte auf frühe Begegnungen, xG-Trends und Zuglosungen – nicht nur auf Tore. Denn in diesem 18-zu-4-Gefecht wird Überleben nicht erarbeitet – es wird berechnet… dann gebetet.